Abenteuer „FastenZeit“
Gewonnene Freiheit durch freiwilligen Verzicht!
Sechseinhalb Wochen kein facebook, kein Kaffee, kein SchwarzTee und keinerlei zuckerhaltigen Getränke oder gar Süßigkeiten. Das war es, was ich mir für die diesjährige FastenZeit auferlegt hatte. Gemeinsam mit sechs Frauen und einem Mann begab ich mich Aschermittwoch auf diese spannende Reise. Wir als Gruppe, und dann noch ein paar einzelne Leute für sich alleine wagten das Abenteuer „Fasten“.
Ich war neugierig auf dieses Experiment, hatte ich doch noch niemals in meinem Leben auf Süßes und anregende Getränke freiwillig verzichtet. Der Verzicht auf facebook war mir vor zwei Jahren schon gut gelungen, daher wollte ich mir dieses Mal die FastenZeit etwas erschweren, und erweiterte mein Programm.
Mein MilchKaffee und meine Süßigkeiten haben einen hohen StellenWert in meinem Leben. Sie begleiten mich tagtäglich.Mir den Zugang zu diesen Genußmitteln zu versperren bedeutete einen Bruch in meinem Alltag zu erleben. Plötzlich konnte ich nicht mal so einfach meine Müdigkeit mit Kaffee oder SchwarzTee umgehen. Da gab es nichts Süßes mehr, was mir Energie versprach oder mich tröstete. Auch mein BelohnungsZentrum kam ins straucheln.
Ich war angehalten meinen Alltag ein Stück weit neu zu strukturieren und neu zu gestalten. Öffnete ich sonst einfach nur den Mund um wahllos in mich hinein zu stopfen, war nun mein Geist gefordert. Wie bekomme ich das, was ich brauche, auch ohne die herkömmlichen Alltäglichkeiten zu benutzen? Wie befriedige ich meine Bedürfnisse auch ohne das Süße, ohne mich aufzuputschen und ohne mich durch facebook auf die Schnelle unterhalten zu lassen?
Zunächst stellte ich meine Ernährung um. Mehr frisches Obst und Gemüse, jeden Morgen ein frisch gepresster OrangenSaft, KräuterTee und heißes Wasser als Getränk. Schnell nahm ich mehrere Kilos ab. Das war natürlich ein toller NebenEffekt. Ich unternahm immer mal wieder längere Spaziergänge durch den Wald. Die Stille tat gut. Hilfreich war auch das wöchentliche Treffen mit meiner Gruppe. Dort fiel auch der Satz: „Ich habe alles, was ich brauche!“ Angela gab ihn uns mit auf den Weg, und in den kommenden Wochen war er mir ein treuer und verlässlicher Begleiter. Er half mir den Drang nach Süßem wahrzunehmen ohne ihm nachzugeben. TageBuch schreiben half klarer zu sehen. Je näher ich allerdings an das Ende der FastenZeit kam, desto schwieriger wurde es für mich standhaft zu bleiben. Das Verlangen wurde immer größer und mein Mantra verfehlte seine Wirkung. In den letzten zweieinhalb Wochen fing ich an, die Tage zu zählen bis wann ich endlich wieder so richtig schlemmen würde. Wie ein Kind sagte ich mir nur noch 16 x schlafen. Ich zählte die Tage runter.
Gelang es mir in den ersten Wochen achtsam und aufmerksam durch meine Tage und Nächte zu gehen, wurde es zum Ende hin immer schwerer. In der Nacht von GrünDonnerstag auf KarFreitag wurde ich so unruhig und mein Wille durchzuhalten war so geschwächt, dass ich drei Riegel Schokolade und etwas Eis verzehrte. Ich hatte kein schlechtes Gewissen, aber ich bedauerte den Umstand nicht genügend Disziplin aufgebracht zu haben um zu widerstehen. Die Nacht zum OsterSonntag das gleiche Spiel. Wieder gab ich dem Drang auf etwas Süßem nach......
Fastengebrochen wurde dann mit einem oppulentem OsterFrühstück. Alex, Angela und ich schmückten das Statt-Café schön österlich. Es machte Spass, für die Gäste alles liebevoll anzurichten. Ganz der österlichen Tradition folgend wurden natürlich erstmal das OsterHäschen und ein OsterEi gesucht, bevor wir alle um die gemütliche Tafel herum unsere Plätze fanden. Dann wurde zufrieden geschlemmt und wir haben es uns gut gehen lassen bei anregenden Gesprächen. Herrlich!
Was mir die FastenZeit gebracht hat?
Gerüche nahm ich intensiver wahr. Beispielsweise frisch aufgebrühter Kaffee, oder eine gerade frisch geschälte Orange hatten etwas sehr Belebendes. Der Duft meines Parfums blieb mir länger in der Nase. Der nahende Frühling mit seiner aufbrechenden Erde roch wunderbar. Ich konnte oft früh schlafen gehen, weil kein anregendes Getränk mich künstlich wachgehalten hat. Oft kam es vor, dass ich stiller wurde. Ich war äusserlich weniger präsent, kam aber mehr mit mir selber in Kontakt. Schneller als üblich bekam ich mit, wenn mich etwas unzufrieden machte. Plötzliche GlücksMomente waren spürbarer. Ich habe erfahren, dass Achtsames durch den Tag schreiten die Tage verlangsamt. Je bewußter ich meine Bedürfnisse wahrnahm und sie anerkannte, desto klarer konnte ich mich entscheiden für oder gegen eine Handlung. Der Verzicht hat mir gezeigt, dass ich meinem Drängen nicht immer nachgeben mußte, und das hinter dem Verlangen nach Süßem oft der Wunsch stand Gemeinsamkeit mit anderen zu erleben, oder Gefühlen der Einsamkeit zu entfliehen. Trost zu finden, mir eine Belohnung zu kommen zu lassen, oder mich einfach nur oral zu befriedigen. Diese echten Bedürfnisse zu erkennen gelang gut, als ich endlich mal aufhörte mich einfach nur zuzustopfen.
Innehalten und dadurch die Zeit entschleunigen!
Vielleicht gibt es ja nächstes Jahr wieder eine FastenGruppe im Statt-Café. Ich glaube, dann werde ich wieder mit dabei sein und erneut versuchen durch Verzicht meinen Alltag zu durchbrechen und zu bereichern. Ausserdem möchte ich gerne das Gefühl kennenlernen, dass sich einstellt, wenn ich ohne schwach geworden zu sein diese Reise beende.
An Angela ein herzliches DankeSchön für ihre kompetente und freundliche Begleitung durch diese FastenZeit!
petra
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